Replikation eines Anatomiemodells

Moulagenmodell

Moulagenmodelle könnten auch heute noch eine wertvolle Rolle in der dermatologischen Lehre spielen. Die Originale sind jedoch äusserst fragil und temperaturempfindlich, da sie aus Wachs bestehen, und müssen zum Schutz vor Berührung hinter Glas aufbewahrt werden. Um bei über 3000 verschiedenen dermatologischen Krankheitsbildern eine präzise Diagnose stellen zu können, ist es entscheidend, dreidimensionale Strukturen zu erkennen und korrekt zu beschreiben. Fotos allein reichen hierfür nicht aus, da sie keine Informationen über die Haptik der Haut vermitteln können.

Im Rahmen eines Kongresses der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft e.V. in Berlin benötigte die Klinik für Dermatologie und Allergologie am Universitätsklinikum Augsburg eine Replik eines anatomischen Wachsmodells, das als 3D-Scan vorlag.

Als Grundlage diente ein digitales Abbild eines Moulagenmodells aus dem Moulagenmuseum der Universität Zürich (UZH), das als museales Unikat unter besonderem Schutz steht. Ziel war die originalgetreue Reproduktion des Modells in originalgetreuer Grösse mit höchstmöglicher farblicher Detailtreue zur authentischen Darstellung pathologischer Hautveränderungen, in diesem Fall von Neurodermitis.

Technische Daten

Das Modell wurden mit einem Stratasys J850 Prime PolyJet 3D-Drucker gefertigt. Durch seine hohe Präzision und die Vielzahl an verfügbaren Materialien lassen sich Modelle herstellen, die dem Original nicht nur visuell entsprechen sondern sich haptisch auch so anfühlen.

Seine Multimaterial- und Vollfarbtechnologie ermöglicht das gleichzeitiges Verarbeiten, Kombinieren und Mischen von bis zu sieben unterschiedlichen Grundmaterialien innerhalb eines einzigen Druckvorgang. Dadurch können komplexe Texturen, feine Farbverläufe und detaillierte grafische Elemente in einem Bauteil realisiert werden – ein entscheidender Vorteil bei der Reproduktion anatomischer Modelle mit hoher Detailtreue.
Die GrabCAD Print Druckersoftware bietet eine Voreinstellung mit einem Farbprofil speziell für menschliche Haut.

Modellgrösse
  • Länge: 335 mm
  • Breite: 341 mm - 342 mm
  • Stärke der Platte: 18 mm
  • Gesamthöhe: 97 mm
  • Volumen: 3.360 cm3

Mit den Materialien der Vero-Familie lassen sich dank der PolyJet-Vollfarb-Technologie detaillierte graphische Elemente lebensecht darstellen.

Materialrersparniss durch "Schalung" ohne Beeinträchtigung der Stabilität

Digitale Transformation im Gesundheitswesen

Das Institut für Digitale Medizin ist als erstes klinisch-universitäre Institut seiner Art in Deutschland Teil des Universitätsklinikum Augsburg.

Eine seiner Kernaufgaben ist die effektive Weiterentwicklung und Beschleunigung der „Digitalen Transformation“ insbesondere in der klinischen Medizin und eine Verstärkung der schon in verschiedenen Fachbereichen bestehenden digitalen Forschungs- und Versorgungsaktivitäten.

 

Moulagen

Als Moulagen bezeichnet man lebensechte, dreidimensionale Abformungen von Krankheitsbildern. Die spezielle Technik der Moulagenherstellung liefert dabei faszinierend realistisch wirkende Ergebnisse in Originalgrösse.

Das Moulagenmuseum der Universität Zürich beherbergt nach eigenen Angaben eine der weltweit grössten Sammlungen von Moulagen, die zwischen 1918 und 1948 entstanden sind. Die Ausstellung zeigt die in Zürich hergestellten, dreidimensionalen Nachbildungen erkrankter Körperteile in Form von Wachsmoulagen.

Weitere Informationen

Vom Aussterben bedrohte Kunst
Beitrag von Alexander Schneller